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VIERERKETTE: GEDANKEN ZU BEMERKENSWERTEM IM SPORTMANAGEMENT – DANKE, DASS WIR KEINEN FRAUENFUßBALL GESEHEN HABEN

Danke, dass wir keinen Frauenfußball gesehen haben

Die UEFA-Euro 2022 der Frauen ist Geschichte. Und sie hat Geschichte geschrieben. Denn nicht zuletzt durch die Werbe-Kampagne von Volkswagen dürfte ganz vielen Menschen klar geworden sein, dass sich diese kontinentale Finalrunde nicht mit Frauenfußball beschäftigt hat, sondern mit Fußball. Das ist keine semantische Spielerei, sondern ein Statement. #keinfrauenfußball finde ich klasse.

Zwei Beispiele aus dem deutschen Trainerstab und Kader beweisen das nachdrücklich: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat sich selbst verändert, um Erfolg für die und mit der Mannschaft zu haben. Sich mit seinem Trainerstarb im Schwarzwald zur mehrtägigen Klausur zurückzuziehen, offen und transparent Fehler und Schwächen anzusprechen und in Stärken zu wandeln sowie bestehende Stärken zu stärken, zeugt von menschlicher Größe. Das Trainerteam steht im Vordergrund, keine alleinherrliche Einzelmeinung. Wer hat MVT in den letzten Jahren so entspannt und dennoch konzentriert gesehen? Am Spielfeldrand, bei Pressekonferenzen oder Trainingseinheiten. Wie bitter muss es für sie gewesen sein, dass sie in der KO-Phase eine Trainingseinheit nicht leiten konnte, weil sie Migräne hatte?

Bei den Nationalspielerinnen bleiben viele sportliche Einzelgeschichten in Erinnerung. Natürlich vor allem die von Alexandra Popp. Wer sich die Dokumentation über sie in der ZDF-Mediathek noch nicht angesehen hat, sollte dies unbedingt tun. Aus „Poppi“ wurde „die Alex“: Ein Mensch, der so sehr an sich glaubt und über Jahre hinweg mit Niederlagen und Rückschlägen kämpft, ohne sein großes Ziel aus den Augen zu verlieren und schließlich dafür sorgt, dass die deutsche Mannschaft überhaupt ins Finale kommt, verdient absoluten Respekt. Die Tragik ihrer EM ist, dass sie nicht auf dem „heiligen Rasen“ des Wembley-Stadions stehen konnte. Der Star der Mannschaft ist aber die Mannschaft. Insofern hätten die Frauen den Titel verdient, den Oliver Bierhoff nach der WM der Männer in Katar in den Archivkeller des DFB stellen muss.

Die Art und Weise, wie Frauen Sport betreiben, ist nicht natürlich anders als die, die Männer betreiben oder Kinder oder Menschen mit einer Behinderung oder alte Menschen. Was wir lernen können ist, dass Sport im Mittelpunkt steht. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat mit Leidenschaft und Begeisterung Fußball gespielt. Rekord-Einschaltquoten und der herzliche Empfang am Frankfurter Römer zeugen vom Ansteckungspotenzial dieser Einstellung.

Schon jetzt können wir uns auf die nächsten Europa- und Weltmeisterschaften freuen; auf jeden Fall auf die 10. Fußball-WM der Frauen 2027 im eigenen Land.

Prof. Dr. Gerhard Nowak
Dekan Sport & Management

 

Autorenbeschreibung:

Prof. Dr. Gerhard Nowak

Prof. Dr. Gerhard Nowak ist Dekan der IST-Hochschule für Management im Fachbereich Sportmanagement. Er studierte und promovierte an der Deutschen Sporthochschule Köln. Nowak ist Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der PR-Agentur Sportline GmbH (seit 1988).

Seit 2015 veröffentlicht Nowak seinen wöchentlichen Podcast „99 Sekunden Sportbusiness kompakt“. 2019 erschien als Fachliteratur sein viel beachteter Herausgeberband „Angewandte Sportökonomie des 21. Jahrhunderts“.

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